Darauf war ich als Helfer nicht vorbereitet

Im Gespräch mit Lutz Kramer vom Arbeitskreis Asyl Griesheim über die Rückkehr eines Flüchtlings ins Kriegsgebiet. 

 

Rami A. im Gespräch mit Lutz Kramer

Foto: AKA/Martina Roth

 

(AKA) Im Mai dieses Jahres interviewte Lutz Kramer Samin (der Name wurde seinerzeit zum Schutz der Familie von der Redaktion geändert), einen syrischen Flüchtling, der ein Zuhause in Griesheim gefunden hatte (wir berichteten). Seine ganze Sorge galt seiner Familie, seiner Mutter, den drei Töchtern und seiner Frau. Was passiert mit ihnen in der umkämpften Gegend, aus der er kommt, wird das Geld reichen, können die Mädchen noch zur Schule gehen, kann seine Frau arbeiten. Also war seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet. Derweil machte er in seinem ausgebildeten Beruf ein Praktikum, ging hier auf die Sprachschule. Er konnte fehlerfrei auf deutsch „smsen“ und versuchte auch immer wieder deutsch zu sprechen. Er war immer freundlich, bescheiden und hilfsbereit, bereit sich zu integrieren. Er hatte deutsche Freunde.

 

Lutz Kramer sprach nun ein zweites Mal mit Samin und wurde von dessen Entschluss so überrascht, wie alle Helferinnen und Helfer des Arbeitskreises: Samin geht zurück nach Syrien! Nach über zwei Jahren in Deutschland geht er zurück in ein Land ohne Hoffnung. Seine Familie hatte kein Geld mehr, seine Frau hatte ihre Arbeit als Lehrerin verloren und Samin geht zurück, um Arbeit zu suchen und seine Familie zu unterstützen. Oft wurde mit ihm geredet, an seine Geduld appelliert. Die Ämter seien mit der schieren Anzahl der zu bearbeitenden Fälle der Familienzusammenführung schlicht überfordert. Auch war es kaum möglich, vor Ort ein Visum für die Familie zu bekommen. Entweder gab es keine Termine oder die Botschaft in Jordanien wurde b. a. w. geschlossen. In Damaskus ist die Deutsche Botschaft schon lange zu.

 

Den letzten Satz, den Lutz Kramer von Samin hörte wird er wohl nie vergessen: „Entweder ich kann meine Familie beschützen oder wir sterben gemeinsam.“ „Auf eine solche Situation kann man nicht vorbereitet sein“, sagt Lutz Kramer und hofft, das für Samin und seine Familie alles gut werden wird. Genauso wie Samins Freunde hier in Deutschland es erhoffen. 

 

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