Musik verbindet

Die Musiklehrerinnen Gaby Schober und Silvia Tollkien bieten Gitarrenunterricht für Griesheimer Flüchtlinge an

 

(SF) Musik macht nicht nur Freude, sondern ermöglicht auch Verständigung ohne Worte. Damit kann sie einen wesentlichen Beitrag zur Integration geflüchteter Menschen sowie zu einem harmonischen Zusammenleben leisten. Dieser Meinung sind auch zahlreiche Musikschulen und -lehrer in Deutschland: In den vergangenen Monaten haben sich bundesweit musikalische Projekte und Initiativen für Flüchtlinge gegründet – auch in Griesheim.

 

Übung macht den Meister

Seit September letzten Jahres bietet die Griesheimer Musiklehrerin Gaby Schober Gitarrenunterricht für Flüchtlinge an. Als Charlotte Mania, Vorstandsmitglied des Fördervereins Asyl Griesheim, auf sie zugekommen sei, habe insbesondere ihr Interesse an Neuem und an Herausforderungen sie dazu bewogen, sich für die Flüchtlingshilfe zu engagieren. Derzeit unterrichtet sie vier Asylanten im Alter von 15 bis Ende 20 einzeln oder in Zweier-Gruppen. Den Schülern sind eigene Gitarren zur Verfügung gestellt worden, auf denen sie in der Woche üben können. Während ein Teil der jungen Flüchtlinge sich noch im Anfängerstadium befindet, bringen andere bereits Vorkenntnisse im Umgang mit den Instrumenten mit.

 

Foto: AKA/Angela Israel

Foto: AKA/Angela Israel

Besonders viel Spaß habe sie am Miteinander, erzählt Gaby Schober über ihre Arbeit mit den Flüchtlingen. Es sei schön zu erleben, wie viel Freude ihre Schüler am gemeinsamen Musizieren haben, wie viel Interesse sie zeigen und wie die jungen Leute an sich arbeiten, um besser zu werden. Sie hofft, das Angebot auf weitere Instrumente, wie z. B. Bass, erweitern zu können. Ihr Ziel ist es, eine spielfähige Truppe aus mehreren Schülern zusammenzustellen, die gemeinsam Musikstücke einüben und vor einem Publikum darbieten können.  

Flüchtlingskinder üben deutsche Volkslieder

Mit sehr viel jüngeren Flüchtlingskindern arbeitet Silvia Tollkien, Chorleiterin, Dirigentin und Musiklehrerin der Musikschule Kindertöne in Riedstadt, zusammen. Seit Februar 2016 besucht sie die Bewohner des Griesheimer Flüchtlingsunterkunft in der Bunsenstraße und lädt jeden, der Lust und Interesse hat, zum gemeinsamen Musizieren ein. Anfangs erteilte sie ausschließlich Gesangsunterricht. Da dieser auf wenig Resonanz stieß, wechselte sie zum Gitarrenunterricht, der weitaus mehr Interesse hervorrief. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Frank Zimmermann bringt Frau Tollkien einmal in der Woche bis zu 15 Flüchtlingskindern einfache Gitarrenakkorde, Notenlehre und bekannte deutsche Kinderlieder wie „Bruder Jakob“ näher. Künftig sollen die Teilnehmer in Gruppen von drei bis vier Kindern sowie eine Erwachsenen-Gruppe unterteilt werden.

Tollkien, die selbst ein Flüchtlingskind bei sich zu Hause aufgenommen hat, sieht in dem Musikunterricht die Chance, etwas über die verschiedenen Kulturen ihrer Schüler zu erfahren. Im Gegenzug bieten die Unterrichtsstunden den jungen Flüchtlingen die Möglichkeit, das deutsche Liedgut kennen zu lernen und dadurch nicht zuletzt ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.

  

Musik als Mittel gegen erlebte Traumata

Darüber hinaus betont das Team den therapeutischen Aspekt der Musik. Einige der Kinder seien durch das Erlebte traumatisiert. Musik habe die Fähigkeit, die jungen Flüchtlinge aus der Reserve zu locken, sie untereinander näher zu bringen und damit Wunden zu heilen. „Musik ist die Sprache, die man überall versteht und die Menschen verbindet“, so Zimmermann.

 

 

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Foto: AKA/Angela Israel