Christel Johann-Eggers und Rainer Schweickert zu Gast bei RAdAR Radio Darmstadt

 

(AD) Petra Schlesinger moderiert jeden Freitag die Sendereihe „KultTourKalender“, in der es Interviews und Tipps zu kulturellen Ereignissen rund um Darmstadt gibt.

Diesmal waren Christel Johann-Eggers, die Vorsitzende des Fördervereins Asyl Griesheim e.V.  und Rainer Schweickert, der in diversen Teams des Arbeitskreises Asyl engagiert ist,  eingeladen, um über Hintergründe und die aktuelle Situation zum Thema Asyl in Griesheim zu berichten. 

Beide nutzten die Gelegenheit, um über die Entstehung des Arbeitskreises Asyl in 2014 und des zugehörigen Fördervereins in 2015 zu berichten, bis hin zur heutigen Ausgestaltung, wo Helfer in einer beeindruckend großen Zahl in verschiedenen Teams organisiert sind und die mittlerweile 175 - 180 Flüchtlinge betreuen.

Auch die damit verbundenen Herausforderungen wurden besprochen, wie unter anderem Sprachschwierigkeiten und daraus resultierend die Notwendigkeit, in einem Gemisch aus Deutsch, Englisch und Pantomime zu kommunizieren, aber auch die unterschiedlichen Kulturen, die vielen politischen und juristischen Hürden. 

Einiges -  zunehmend mehr - wird getan für Kinder und Jugendliche, weniger - zu wenig - noch für junge Männer, die zum Nichtstun gezwungen sind, da weder Ausbildung, noch Arbeit in den ersten Phasen des Asylprozesses möglich sind. Deutschunterricht, Verkehrstraining, Treffen mit anderen Flüchtlingen, Helfern und Griesheimer Bürgern im Sprachcafe zählen dabei zu den Ausnahmen. Dass es in dieser Konstellation auch zu Konflikten kommt, ist vor diesem Hintergrund sogar verständlich.

Dazu trägt auch bei, dass die Bewohner der Sammelunterkunft aus vielen verschiedenen Ländern kommen, viele aus dem „Horn von Afrika“ (Somalia, Eritrea, Äthiopien), in der letzten Zeit zunehmend aus Syrien, dem Irak , Afghanistan und dem Iran. Aber nach wie vor stellen auch die Balkan - Flüchtlinge eine große Gruppe der Asyl suchenden dar.  

Da reichen oft schon Kleinigkeiten wie unterschiedliche Vorstellungen über Sauberkeit oder über die angemessene Lautstärke beim Musik hören. Aber auch die Rollen von Mann und Frau und damit die Frage der Gleichberechtigung sind in den diversen Kulturen unterschiedlich ausgeprägt und bieten daher ausreichend Zündstoff.

Bei allen Schwierigkeiten und allen Belastungen, die sich durch diese große Aufgabe ergeben, sind es aber auch gerade die Momente der Freude, der Dankbarkeit und der Spaß bei gemeinsamen Aktivitäten, wie z.B. Fahrradtouren oder Fußball spielen, die den Helfern wieder etwas zurückgeben von der Energie, die zunächst investiert werden muss.

Wie schwierig es ist, einem Land den Status „sicheres Herkunftsland“ zuzuordnen, konnte Christel Johann-Eggers auf eine Frage der Moderation am Beispiel einer Roma - Familie aus Serbien erklären. Denn auch wenn es keine Kriege mehr in dieser Region gibt, so werden doch immer noch Minderheiten diskriminiert und bedroht.

Wertvolle finanzielle und praktische Unterstützung kommt von der Stadt, den Vereinen, Kirchengemeinden und von Griesheimer Unternehmern, wie Christel Johann-Eggers erfreulicherweise berichten konnte.

Da sich seit kurzem auch die Politik in diversen Gesprächen auf nationaler und internationaler Ebene mit diesem Brennpunkt - Thema befasst, gibt es einige optimistisch stimmende Ansätze und Weichenstellungen, die noch weiter entwickelt werden müssen. 

Dazu gehört auch die Erwartung, dass es demnächst von Anfang an bezahlte Deutschkurse gibt, was die gesamte Situation der Flüchtlinge deutlich verbessern würde. Denn gute Deutschkenntnisse sind und bleiben der Schlüssel zum Zugang zu unserer Gesellschaft, zu Ausbildung, Arbeit und damit zur Integration.